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BETONRAUSCH
Wenn wir am Markt rechtschaffen bestehen wollen, müssen wir die Schliche der schwarzen Schafe kennen, bevor wir ihnen aufsitzen, denn dann wird es fürchterlich teuer. Mindestens. Einen Eindruck davon gewinnt man in der dritten Regiearbeit von Cüneyt Kaya. Er zeigt uns das Milieu von der untersten Stufe bulgarischer Leiharbeiter bis hinauf in die beste Gesellschaft. Der junge Viktor zieht nach Berlin, arm wie eine Kirchenmaus schuftet er zunächst auf dem Bau, bis er auf die Idee kommt, ein Penthouse zu mieten, das er Dutzenden Kollegen zur Nacht untervermietet. In Kürze kann er sich eine Luxuswohnung leisten und der Aufstieg beginnt. Als er dann den Kleinganoven Gerry kennenlernt, entwickeln beide einen Plan, um ›schweinereich‹ zu werden. Sie kaufen reihenweise Wohnungen auf Kredit, vermitteln diese überteuert weiter, in der übrigen Zeit werden Partys gefeiert. Nicht nach einer wahren Geschichte, aber es bleibt für die Filmkritiker kein Zweifel, dass es sich auf der dunklen Seite des Marktes so abspielen muss. Leidtragende, so wird zu Recht moniert, sind in der Fiktion wie in der Realität die Opfer. Genau wie ›The Wolf of Wall Street‹ ist ›Betonrausch‹ den Tätern und ihrer Welt aus Betrug zu verfallen, sodass für die Geschädigten kein Platz im Film blieb. Beeindruckt hat uns Betonrausch auf finstere Weise trotzdem.
›Betonrausch‹ von Cüneyt Kaya. Mit David Kross, Frederick Lau und Sophia Thomalla. 2020. 94 Minuten, FSK 16.
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THE HUMAN SCALE
Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. 2050 werden es 80 Prozent sein. Wir erleben es jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit oder in den Feierabend. Solange wir uns im Auto bewegen, scheint es zu funktionieren, aber sobald wir uns aufhalten wollen, bemerken wir, dass unsere Großstädte nicht menschenfreundlich sind. Sie sind kaum noch lebenswert und darin wohnen können nur noch die wenigsten. Beispiele wie Melbourne, eine Stadt, die praktisch entvölkert ist, Plätze wie der Times Square, der gar
keinen Platz zum Verweilen bietet, oder Gigacities in Asien, in denen
Pendeln von drei Stunden keine Seltenheit ist, bringen auch uns
ins Grübeln. Wir bewegen uns auf ein unermessliches Chaos zu, das wir selbst geschaffen haben. Und wir verstehen, dass Lebens-
qualität einen bezifferbaren Wert hat und ihr Mangel unser Portfolio entwertet. Doch wie müssten Städte aussehen, die ihren Wohnwert zurückerhalten? Seit 50 Jahren steht für den dä-
nischen Architekten und Städteplaner Jan Gehl von Gehl Architects,
Kopenhagen, das Leben der Menschen in Großstädten im Zentrum seiner visionären Arbeit. ›THE HUMAN SCALE‹ präsentiert die einzigartigen Möglichkeiten der Städtebauer und Architekten, Visionen von menschlichem und nachhaltigem Stadtleben aufzuzeigen. THE HUMAN SCALE ist die Doku einer Zukunft, die
uns längst eingeholt hat.
›THE HUMAN SCALE‹ von Andreas M. Dalsgaard. 2013. Streaming über Amazon prime und Apple TV