Must-read: Family Business 1st
Die Familie kann auch bei Immobilienunternehmen ein echter
Erfolgsgarant sein, sie kann aber auch geradewegs in den
Bankrott führen. Familienunternehmen sind deswegen so interessant, schreiben die Autoren*innen in ihrer bemerkenswerten Studie ›Enkelfähig wirtschaften‹, weil sie zwei grundverschiedene Dinge vereinbaren können (sollen): die lieben Verwandten und das liebe Geld. Auf der einen Seite steht also immer Emotion, auf der anderen Organisation.
Der Boulevard hört immer wieder gern von Konflikten und verfolgt gespannt den Knies in prominenten Unternehmerdynastien, weil es um etwas geht, was jeder kennt: Familie. Dabei schwankt die Einschätzung zwischen dem Lob für die Krisenfestigkeit und der Kritik am unverhältnismäßig scheinenden Reichtum. Wo es früher allerdings häufiger zu Eskalationen kam, die bis zum Bruch der Familienbande oder gar zum Ende der Dynastie führen konnten, haben sich die bedeutendsten Familienunternehmen von heute professionalisiert. Das konnte man bereits bei Adidas, bei Aldi, bei Bahlsen und bei Dr. Oetker sehen.
Die vier Autoren*innen führen es auf ein sinnreiches Instrument zurück, das sich ›Familienverfassung‹ nennt. Bis Sie darin eingeweiht werden, haben Sie ein sehr erbauliches Werk vor sich, das historische Skandale verständlich erklärt und in dem klingende Namen wie die Buddenbrooks, Claus Hipp oder die streitlustigen Brüder Adi und Rudolf Dassler nicht zu kurz kommen. Nach der Lektüre werden Sie wissen, wie Sie ihre Mischpoke für die Zukunft souverän durch eine eigene Verfassung stabilisieren. Und wie es gelingt, hergebrachte patriarchalische Werte und auch traditionelle Stärken mit den Forderungen nach sozialer Offenheit und digitaler Neuerungen zu versöhnen. Denn auch eine umsichtige Öffentlichkeitsarbeit der einstigen Hidden Champions gehört heute dazu.
Sollte über Ihnen und Ihren Unternehmungen jedoch keine Gründungsurkunde aus dem Dreißigjährigen Krieg wie ein Damoklesschwert baumeln, gilt das Bonmot des von Kaiser Napoleon in den Adelsstand erhobenen Revolutionsgenerals François-Joseph Lefebvre: ›Irgendwann muss man mit den Ahnen auch einmal anfangen!‹ Klüger werden Sie die Weichen für die Geschicke Ihres eigenen Family Business mit dieser Neuerscheinung bei Hanser auf jeden Fall stellen.