Rekordjahr am Wohninvestmarkt

Bereits im dritten Quartal zeigt sich in den Analysen des weltweit operierenden Immobilienunternehmens ›Savills‹, dass sowohl die öffentliche Hand als auch internationale Investoren so aktiv waren wie nie zuvor.

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Bisher gilt 2015 als Benchmark mit Transaktionen deutscher Wohnimmobilien im Wert von 23,3 Milliarden Euro. Angesichts des Transaktionsvolumens von 20,6 Milliarden Euro allein in den ersten drei Quartalen und der zukünftigen Mehrheitsbeteiligung von ›Vonovia‹ an der Deutsche Wohnen zweifelt Savills nicht daran, dass 2021 einen neuen Höchstwert von 30 Milliarden Euro sogar noch überbieten könnte. »Die Nutzungsart Wohnen war im bisherigen Jahresverlauf die mit Abstand umsatzstärkste am deutschen Immobilienmarkt. In Wohnimmobilien floss fast genauso viel Kapital wie in Büro- und Einzelhandelsimmobilien zusammen«, berichtet Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei ›Savills‹ Germany. »Nach wie vor ist es die Suche nach größtmöglicher Sicherheit, die viele Investoren umtreibt. Am Immobilienmarkt wird diese Sicherheit von vielen Investoren am ehesten den Wohnimmobilien zugeschrieben«, begründet er diesen Run. Auch der durchschnittliche Preis von circa 191.400 Euro pro gehandelte Wohneinheit stieg im Jahr 2021 merklich. Das ist neben der allgemeinen Preissteigerung vor allem damit zu erklären, dass sich ein Großteil der etwa 107.500 bundesweit gehandelten Wohneinheiten auf Projektentwicklungsverkäufe mit einem überproportional hohen Volumenanteil der A-Städte konzentriert.

Im Wesentlichen ist dieser hohe Anteil auf Transaktionen in unserer Hauptstadt zurückzuführen. Zum einen durch den Verkauf des ›Akelius‹-Portfolios an das europäische Immobilienunter-nehmen ›Heimstaden‹ sowie durch den Verkauf von über 15.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten von Vonovia und Deutsche Wohnen an eigene Wohnungsunternehmen des Landes Berlin. Zum anderen ist Berlin durch Einzelaktionen mit einem Volumenanteil von etwas mehr als 23 % ohnehin mit Abstand der umsatzstärkste Investmentstandort in Deutschland. »Wohninvestoren weht in Berlin ein zum Teil heftiger Wind entgegen. Neben der Ausschöpfung bestehender Regularien wird die Einführung zusätzlicher Instrumente forciert, wie es etwa beim gescheiterten Mietendeckel der Fall war. Die Zustimmung per Volksentscheid zur Vergesellschaftung großer privater Wohnungsunternehmen hat erneut verdeutlicht, dass es in der Stadt einen breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen Wohninvestoren gibt. Das abermals hohe Volumen mag vor diesem Hintergrund überraschen«, berichtet Matti Schenk, Associate Research Germany bei Savills, und ergänzt:

»Zweifellos stellt die diskutierte Vergesellschaftung einen Unsicherheitsfaktor dar und dürfte insbesondere einige risikoaverse Investoren verschrecken.« Für Investoren, die sich davon nicht entmutigen ließen, sei der Wohnimmobilienmarkt in der Hauptstadt jedoch durch seine immense Liquidität weiterhin attraktiv. Berlin behält so den Rang einer ›Gateway City für Investoren‹.

Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist überhaupt ungebrochen, der deutsche Mietwohnungsmarkt blieb ja auch nahezu unbeeindruckt von der Pandemie. Neben nationalen mischen auch immer mehr internationale Investoren mit, allerdings spielen auch andere externe Faktoren eine immer größere Rolle. Neben den bisherigen Regulierungen des Mietmarktes werden auch die Themen nachhaltige Investments und ESG die Stimmung am Wohninvestmentmarkt prägen. »Vor dem Hintergrund der ESG-Regulierung zeichnet sich nach aktuellem Stand ab, dass sich die Kriterien mit Neubauten in der Regel leichter erfüllen lassen. Auch dies könnte das Kapital vieler institutioneller Investoren stärker in Neubauten umlenken«, prognostiziert Nemecek.