Wir nannten es Arbeitszimmer

Spätestens seit der Pandemie wissen wir, dass das Steuerabschreibmodell ›Arbeitszimmer‹ ausgedient hat. Ein längst überfälliger Abschied vom Schreibtisch im Schlafzimmer. Von deren Simulation zur ebenbürtigen Performance von Arbeit: Welcome, Homeoffice!

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Nach wie vor werden Bürokomplexe in den Ballungszentren hochgezogen, doch seit das Infektionsgeschehen um Covid-19 unsere Wirtschaft zum Transfer zwingt, muss auch die gesamte Baubranche bei der Aufwertung des Arbeitszimmers mitziehen. Ein Großteil der Arbeitsplätze kann bei der rasanten Digitalisierung ins Private umsiedeln, die Breitband-Abdeckung bietet selbst in der Bundesrepublik inzwischen in fast allen Bundesländern flächendeckend schnelles Internet. Besonders in der Planung von Einfamilienhäusern kann das Homeoffice im Grundriss nicht mehr ignoriert werden, aber es darf sich nicht mit den Anforderungen an eine Multifunktionseinheit à la Hobbykeller & Co begnügen.

Was die dezentralisierten Arbeitnehmer im Homeoffice brauchen, ist also keine Abseite unter der Treppe und kein Schreibtisch im Schlafzimmer, an dem man mal einen Brief schreibt oder sein Aktiendepot ordnet, sondern ein vollwertiges Einzimmerbüro, in dem echtes produktives Arbeiten möglich ist und nicht dessen Simulation! Anders als in der Planung von Gästezimmern muss schon die Lichtsituation stimmen, Tageslicht in der Nähe des Schreibtischs fördert die Konzentration und beugt frühzeitiger Ermüdung vor, ein Blick in den Garten sorgt für zusätzliche Inspiration. Arbeiten Sie eher in der Kreation, wird im Allgemeinen ein Raum empfohlen, dessen Fenster nach Norden ausgerichtet sind, da so kein direktes Licht einfällt und die Beleuchtung über den Tag gesehen konstant diffus bleibt.

Und es muss überhaupt genügend Platz sein, um sich mit der Arbeit vom Büro vollwertig ausbreiten zu können. Ein kleiner Desk für den Laptop genügt also nicht; in der Regel bleibt der Laptop die mobile Einheit, die auch daheim an einen oder sogar mehrere Bildschirme angedockt wird. Die meisten Mitarbeiter, die in den vergangenen 18 Monaten ins Homeoffice zogen, vermissten übrigens schon nach kürzester Zeit ihren ergonomischen Bürostuhl. Auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch kann viel Kreuzleid ersparen, was aber gegen einen Arbeitsraum mit Dachschrägen spricht.

Der Trend zum Homeoffice ist unumkehrbar. the property kann dem geplanten Bundesgesetz für ein Recht auf Homeoffice einiges abgewinnen.

Wir sprechen also von einem zusätzlich einzuplanenden Raum in Einfamilienhäusern von mindestens zehn, besser zwölf Quadratmetern mit großzügiger Fensterfläche, am besten nicht auf einer Ebene mit Küche und Wohnzimmer, wo der größte Teil des Familienlebens stattfindet. Eine eigens gedämmte abschließbare Zimmertür nimmt sich für Meetings ebenfalls vorteilhaft aus, wenn die Kinder auf dem Flur toben. Ebenso wird auch das Arbeiten im Eigenheim nicht von heute auf morgen papierlos, es muss eine eigene Ablagemöglichkeit geschaffen werden, also zusätzliche Regalfläche und Platz für eine Drucker/Scanner-Einheit.

Anhand des Einrichtungsplans sind die Installationen festzulegen: eine deutlich üppigere Ausstattung mit Steckdosen und Schaltern, dazu separater Telefon- und Internetanschluss. Diese Festlegungen bespricht man am besten mit dem Architekten, der sie in die Ausführungspläne überträgt. Das Beste am Homeoffice: Man ist bei der Einrichtung nicht auf eine bestimmte Unternehmenskultur oder den Geschmack seines Chefs angewiesen. Wir machen Ihnen anbei ein paar Vorschläge namhafter Designer aus dem aktuellen VITRA-Katalog, mit denen Sie sich Ihr Homeoffice nicht nur funktional und ergonomisch, sondern richtig schick einrichten können.

SOFT PAD CHAIR EA 217
Der Bürostuhl EA 217 von Charles und Ray Eames (1969) ist eine Stilikone der modernen Büroausstattung. Und die auf das Nutzergewicht einstellbare Kippmechanik sorgt in Verbindung mit den weichen Polsterkissen für höchsten Komfort.

EAMES STORAGE UNIT ESU, BOOKCASE
ESU Bookcase von Charles & Ray Eames (1949), mit Schubfächern und Schiebetüren ausgestattet, bietet viel praktischen Stauraum für alles Wichtige und Schöne.

HOME DESK
Mit seinen farbigen Fächern setzte George Nelson 1958 bei seinem als Damensekretär entworfenen Home Desk einen dekorativen Akzent. Das versüßt auch die Arbeit im Homeoffice.