Urban Green
Viele Wohnhäuser bieten Freiflächen für eine Begrünung, die sich mit ein wenig Planung leicht umsetzen lässt.
Wohin pflanzen, wenn die immer dichter bebauten Städte keinen Raum für Grünflächen lassen? Eindrucksvolle Pilotbeispiele zeigen, wie kreativ Stadtbegrünung sein kann: etwa der Mailänder Hochhauskomplex ›Bosco Verticale‹, dessen Terrassen mit einer Erstbepflanzung von über 900 Bäumen und weiteren 2.000 Pflanzen die Fassaden zu vertikalen Gärten verwandelten. Oder der ›CopenHill‹, bei dem aus einer Kopenhagener Müllverbrennungsanlage ein Naherholungsgebiet wurde. Aber auch weitaus kleiner skaliert lassen sich grüne Oasen umsetzen. Seien es Bestands- oder Neubauten – viele Wohnhäuser bieten Freiflächen für eine Begrünung, die sich mit ein wenig Planung leicht realisieren lässt. »Wir haben in urbanen Ballungsräumen riesige Dachflächen, die brachliegen. Es sind tote Flächen, die man wunderbar nutzen kann, um die Biodiversität an diesen Standorten zu erhöhen. Gerade Flachdächer bieten dafür ein enormes Potenzial«, erklärt Thomas Moos vom Botanischen Garten in Frankfurt.
Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt hat dem städtischen Grün jetzt eine eigene Ausstellung gewidmet, in der gezeigt wird, welch großen Mehrwert eine eigene Hausbegrünung nicht nur für das städtische Kleinklima, sondern auch für die Hausbesitzer bedeutet. Ob Dachflächen, Brüstungen oder geschlossene Giebelwände – jedes Haus bietet vielfältige Flächen für eine grüne Umnutzung. Und die Vorteile leuchten ein: Neben dem dekorativen Aspekt bewirken Grünflächen einen Kühlungseffekt und reduzieren so nicht nur die innerstädtische Aufheizung, sondern regulieren das eigene Wohnungsklima. Auch sind Pflanzen natürliche Feinstaubfilter und dienen in ihrer Fläche zudem als Lärmschutz! Bei diesem grünen Wundermittel stellt sich die Frage, warum es an unseren Fassaden überhaupt noch sichtbare Flächen gibt. Denn auch mit der Architektur verträgt sich das Stadtgrün, wie die zahlreichen Beispiele der Ausstellung zeigen: ob geplant, wie in der französischen Industrie- und Handelskammer in Amiens, oder natürlich gewachsen, wie bei einem Mehrfamilienhaus in Köln.
Für alle diejenigen, die sich erst einmal damit ausprobieren möchten, bietet das Londoner Ingenieurbüro Arup einen ebenso genialen wie einfachen Einstieg. Mit ihrem ›Pocket Habitat‹ haben sie einen modularen Pflanzensack zur individuellen Begrünung entwickelt, der sich auf jeder erdenklichen Fläche platzieren lässt. Nebeneinander positioniert bilden diese ›Westentaschen-Oasen‹ auf Flachdächern bereits einen dichten Lebensraum.
Das ist einfach grün!