How will we live together?

Zum siebzehnten Mal findet in Venedig die internationale Architekturbiennale statt.
Wir waren dabei und haben uns die Trends für Architektur, Bau und Stadtplanung angesehen.

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FOTO: iStock, Projekt 2038, Claudio Schwarz, Matthaeus

Zum siebzehnten Mal findet in Venedig die internationale Architekturbiennale statt. In diesem Jahr stellt sich das wichtigste Festival für Baukunst und Stadtplanung der Frage, wie wir uns unser zukünftiges Zusammenleben vorstellen. Eigentlich war die Großausstellung, die sich mit ihren zahlreichen Veranstaltungsorten alle zwei Jahre durch die gesamte Lagunenstadt zieht, bereits für letztes Jahr geplant. Aufgrund des anhaltenden Ausnahmezustands wurde sie jedoch vom letzten Sommer auf den Herbst und letztendlich auf dieses Jahr verlegt, mit einer Dauer von Mai bis November 2021. Das von Hashim Sarkis, libanesischer Architekt und Kurator dieser 17. Architekturbiennale, festgelegte Leitthema blieb jedoch bestehen und gewann gerade wegen des weltweiten Pandemiejahres zunehmend an Relevanz: Wie werden wir zusammenleben?
Neben unserer zunehmend globalisierten Weltgemeinschaft, überquellenden Metropolen, dem Klimawandel und den Herausforderungen, die uns nach einem Jahr Lockdown erwarten werden, zielt Sarkis ebenso auf die sozialen und politischen wie auch räumlichen Aspekte des menschlichen Zusammenlebens ab. Insgesamt 63 Länder setzen sich mit seiner Fragestellung auf unterschiedlichste Weise auseinander. Während der finnische Beitrag das 80 Jahre alte Bauprojekt ›Puutalo Oy‹ aus dem Archiv zaubert und eine der innovativsten und nachhaltigsten Fertighaus-Bauweisen in Erinnerung ruft, werden im belgischen Pavillon fiktive Stadtlandschaften aus verschiedensten Architekturmodellen aufgebaut, die damit anschaulich auf die konzeptionelle Ebene urbaner Stadtplanung verweisen.

Weitaus experimenteller ist in diesem Jahr der deutsche Beitrag mit dem Projekt ›2038‹, das von den Architekten Arno Brandlhuber und Olaf Grawert zusammen mit dem Architekturprofessor Nikolaus Hirsch sowie dem Filmregisseur Christopher Roth kuratiert wird. Gemeinsam wagen sie eine Zukunftsversion, bei der sie aus dem Jahr 2038 auf die Anfänge der 2020er-Jahre zurückblicken. In filmischen Beiträgen lassen sie Akteure aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft und Architektur zu Wort kommen, um einerseits eine Geschichte zu erzählen und andererseits Zukunft zu schreiben: »Heute, im Jahr 2038, haben wir die großen Krisen gemeistert. Es war knapp, aber wir haben es geschafft. Die globalen ökologischen, sozialen und ökonomischen Katastrophen der 2020er-Jahre brachten Menschen, Staaten, Institutionen und Unternehmen zusammen. Sie verpflichteten sich auf Grundrechte und schufen gemeinsam tragfähige, anpassungsfähige Systeme und Rechts-rahmen auf planetarer Basis, die dezentralen lokalen Strukturen den Raum geben, höchst unterschiedliche Modelle des Zusammenlebens zu erhalten und zu schaffen.«

Eine optimistische Herangehensweise, bei der wir uns auf das kommende ›gelassene Zeitalter‹, wie es das Team um ›2038‹ nennt, sogar freuen können. Wie so vieles in diesem Jahr wird auch bei der Architekturbiennale ein Großteil digital stattfinden. So kann jeder, der nicht nach Venedig reisen wird, von zu Hause aus die spannenden Länderbeiträge mit ihren Ideen für unser zukünftiges Zusammenleben verfolgen.